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Deutsche Seiten, 28. 7. 2025
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung. Ihre Stadt zu besuchen, ist für mich etwas Außergewöhnliches. Es ist bekannt, dass ich ein guter Freund Österreichs bin und relativ oft in Ihrem Land bin – jedoch nicht so oft in der Steiermark. Ich weiß nicht, warum. Die Entfernung spielt sicherlich eine Rolle: Von Prag ist es näher nach Linz, Salzburg oder Innsbruck als nach Graz. Aber Vorurteile habe ich gewiss keine.
In Ihrer Stadt war ich bisher nur einmal – vor 30 Jahren, und das unter besonderen Umständen. Der damalige Bundeskanzler Vranitzky organisierte hier das regelmäßige Treffen der Ministerpräsidenten der mittel-, ost- und südeuropäischen Staaten. Die Ironie des Augenblicks war, dass ich – gerade, als ich in Graz ankam – die beunruhigende Nachricht erhielt, dass eine der Koalitionsparteien meiner Regierung mit dem Austritt drohte. Etwas völlig Normales in der Politik. Ich war aber in Graz. Deshalb blieb ich in Ihrer Stadt nur am Abend und musste am nächsten Morgen abreisen. Während meines Aufenthalts in Graz telefonierte ich fast die ganze Zeit. Von der Stadt habe ich nichts gesehen. Aber die Regierung wurde gerettet.
Ansonsten war ich in der Steiermark nur in den Bergen – in Ramsau am Dachstein, in Schladming und mehrmals im wunderschönen, aber weniger bekannten Sankt Nikolai im Sölktal. Herr Landeshauptmann, noch einmal vielen Dank für die heutige Gelegenheit.
Die Steiermark hat nun einen Landeshauptmann von der FPÖ, der Freiheitlichen Partei Österreichs. Für diese Partei habe ich ein gewisses Verständnis, weil sie – wie ich – mit dem europäischen Establishment kämpft. Zu Beginn dieses Jahrhunderts war Ihre Partei im Kabinett von Wolfgang Schüssel, und ich erinnere mich gut an die damaligen Reaktionen der EU. Österreich wurde damals isoliert. Im Juni 2000 war ich beim Europa-Forum Wachau im Stift Göttweig der einzige politisch hochrangige ausländische Teilnehmer, weil alle EU-Länder das Forum boykottierten. Das ist hoffentlich die Vergangenheit. Es tut mir leid, dass Ihre Partei, Herr Landeshauptmann, trotz der sehr guten Ergebnisse bei den letzten Nationalratswahlen in der heutigen österreichischen Bundesregierung nicht vertreten ist.
Ich bin überzeugt, dass Europa dringend eine neue Welle des Nonkonformismus braucht. Europa braucht einen Weckruf. Sowohl in Europa als auch in meinem und Ihrem Land müssen wir eine fundamentale Wende vollziehen – nicht nur Randkorrekturen, sonst werden wir in der heutigen instabilen Welt nicht Schritt halten können. Das erfordert neue Köpfe, neue Politiker. Ich wünsche Ihrer Partei weiterhin viel politischen Erfolg.
Wir befinden uns nicht auf einem Parteikongress. Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, dies sind meine kurzen Gedanken, die ich bei diesem Besuch mit Ihnen teilen wollte. Noch einmal vielen Dank für diese Gelegenheit.
Václav Klaus, 24. 7. 2025
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