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Klima-Alarmismus muss eingestellt werden

Deutsche Seiten, 25. 3. 2008

Es ist für mich eine Freude und Ehre, meine Position zu der laufenden Debatte über den Klimawandel wieder einmal hier in Wien präsentieren zu dürfen. Das Wort Wien unterstreiche ich ganz absichtlich, weil ich immer dachte, dass die Alpbacher Gespräche in Alpbach stattfinden sollen. Wie ich aber sehe, ist es nicht so. Noch einmal vielen Dank für diese Gelegenheit.

Vor einem Jahr habe ich ein Buch zum Thema des Missbrauches der Hypothese der bevorstehenden Klimaänderungen für eine weitreichende Umgestaltung der menschlichen Gesellschaft geschrieben. Dieses Thema ist für mich eine außerordentlich wichtige und höchst persönliche Sache, die mich in der letzten Zeit mehr und mehr beunruhigt. Deshalb mein Einsatz und mein Engagement in der heutigen ideologischen und zum Bereich der Sozialwissenschaften, nicht Naturwissenschaften gehörenden Debatte.

Mein Buch „Blauer Planet in grünen Fesseln“, das ich im Mai 2007 – ursprünglich in tschechischer Sprache – veröffentlicht habe, ist ein Beitrag zu dieser Debatte. Seit Dezember steht das Buch auch in deutscher Sprache zur Verfügung. Die holländischen, polnischen und englischen Ausgaben folgen in den nächsten Wochen.

Wir sind in der letzten Zeit Zeugen der Entstehung einer ganz neuen Ideologie. In dieser Ideologie, im Environmentalismus (oder Ökologismus, oder vielleicht Klima-Alarmismus) – nicht im Klimawandel – ist eine neue Gefahr herangewachsen. Wenn ich sage, dass ich in der heutigen Welt die „grünen Fesseln“ sehe, ist das meinerseits keine Übertreibung, keine billige Metapher. Meine Antwort zu der Frage, die im Untertitel meines Buches steht: „Was ist bedroht – Klima oder Freiheit?“, ist resolut. Es ist die Freiheit, die heute dominierende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die gegenwärtige Zivilisation, die heutige Prosperität der entwickelten Länder und besonders die heutige Chance der unterentwickelten Länder, ein ähnliches Niveau zu erreichen. Zusammengefasst, bedroht ist die Zukunft von uns allen.

Um die potenziellen Missverständnisse und Kritik zu vermeiden, möchte ich meine professionelle Basis und die daraus folgenden Ambitionen klarmachen. Sie sind nicht in der Klimatologie. Ich bin „nur“ ein Volkswirt und ein Sozialwissenschaftler, kein Klimatologe. Die Klimatologie bin ich imstande zu studieren und ihre Hauptthesen zu begreifen. Das ist genügend. Zu den elementaren Schlussfolgerungen der heutigen Klimatologie, die im Gegenteil zu den Positionen von IPCC, vielen Politikern und Medien vorsichtig und wissenschaftlich skeptisch ist, gehört folgendes:

1. das Klima ändert sich ständig;

2. das Klima ist ein multifaktorielles System und jedes Reduktionismus in seiner Auslegung ist falsch und a priori gefährlich;

3. das Klima als Komplexsystem kann nicht in kontrollierbarer Weise angepasst (oder vorprogrammiert) werden. Die heutige – außer der Wissenschaft entstandene und höchst unbescheidene – Theorie der Klimakontrolle hat keine seriöse Basis und Begründung;

4. die vorgeschlagenen und realisierbaren Maßnahmen zur Klimaänderung würden einen so geringen Effekt haben, dass deren potentielle Auswirkung nicht messbar sein wird;

5. jemand, der beansprucht, zu wissen, wie das Klima funktioniert, ist nicht jemand, der zur Welt der Wissenschaft gehört.

Das zu behaupten, ist keine Mythenzerstörung. Vor ein paar Jahren würde das jeder Hochschullehrer den Studenten sagen, das war eine „conventional wisdom.“ Was wurde geändert? Die Wissenschaft nicht. „Nur“ die Ideologie.

Dass ich kein Klimatologe bin, ist – zum Glück – in der neuen Situation und in der gegenwärtigen Debatte nicht das entscheidende. Die Debatte braucht etwas anderes. Meine Erfahrungen im Gebiet der Statistik und Ökonometrie geben mir die Möglichkeit, mit Daten, Zeitreihen und Computermodellen ebenso gut wie die Klimatologen zu arbeiten. Und die Volkswirtschaftslehre gibt uns allen, die sie verstehen und benützen, ein mächtiges Instrumentarium für die Analyse des menschlichen Verhaltens, was in dieser Debatte das wichtigste ist.

Von dieser Perspektive sehe ich die heutige Debatte als nichts anderes als eine neue Runde in der ewigen Kontroverse zwischen Liberalen und Etatisten über das richtige Ausmaß der Zentralisierung, Kontrollierung und Planung der menschlichen Aktivitäten, das heißt der Menschen. Es tut mir Leid, dass man in der Debatte über die Gefahr, die vom Klimawandel ausgeht, und über die Klimakontrolle keine massive Teilnahme der Sozialwissenschaften sieht. Diese sind „verdächtig“ still. Die Lücke, die durch ihre Absenz entsteht, sollte so bald wie möglich gefüllt werden. Hoffentlich leistet mein Buch einen kleinen Beitrag dazu.

Wie ich schon sagte,

- das Klima wechselt permanent und seine gegenwärtige Entwicklung ist historisch betrachtet keine Ausnahme;

- die Oberflächentemperatur der Erde steigt in der letzten Jahrzehnten mit verschiedenen Unterbrechungen langsam und leicht an, aber ihre bis heute existierende Steigerung ist mit Projektionen von Treibhausgasmodellen, auf die sich das IPCC stützt, offensichtlich ganz inkonsistent;

- es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens über die Rolle der Faktoren, die die heutige Klimaänderung verursachen. Die CO2-Konzentration (und CO2-Emissionen) für den entscheidenden Faktor zu halten ist nicht berechtigt;

- die Konsequenzen der vorstellbaren (und wahrscheinlichen) Klimaänderungen werden in der relevanten Zukunft nicht so groß sein, um die Menschheit zu bedrohen. Ganz umgekehrt, sie können den Menschen helfen;

- die Menschen werden die Konsequenzen der potenziellen zukünftigen Klimaänderungen mit Hilfe von ganz anderen Technologien und mit viel höherem Niveau von Reichtum als heute lösen. Ihre Anpassungsfähigkeit wird viel größer sein;

- die Ambitionen, das globale Klima zu ändern, sind nicht nur unnötig. Sie bedeuten die Vergeudung der knappen Finanzmittel, die den Menschen zur Verfügung stehen;

- die Regulierung, Reglementierung und Steuerung der Gesellschaft und der Wirtschaft, die mit der Ideologie der globalen Erwärmung verbunden ist, wird uns in eine neue Unfreiheit führen, in eine neue, von oben organisierte und dirigierte Gesellschaft, wo der Mensch nur am Rande stehen wird.

Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Weg so bald wie möglich verlassen müssen.

Die Menschen sollten wieder einmal pragmatisch und realistisch denken. Im Zentrum der heutigen Debatte stehen die CO2-Emissionen. Die CO2-Emissionen (nicht die Menge von CO2 in der Atmosphäre) sind mit drei – für alle verständlichen – Variablen verbunden: mit dem BSP pro Kopf (das das Ausmaß der wirtschaftlichen Aktivität darstellt, WA), mit der Einwohnerzahl (EZ), und mit der Emissionsintensität (CO2-Emissionen per $ oder € des BSP, EI). Der Zusammenhang ist sehr einfach:

ECO2= WA x EZ x EI.

Wenn wir die ECO2 wirklich reduzieren wollen (ich will es nicht), müssen wir entweder das Wirtschaftswachstum bremsen, oder die Reproduktionsfreiheit der Menschen begrenzen, oder auf Wunder mit der Emissionsintensität hoffen. Ist das möglich, realisierbar, notwendig und demokratisch? Kann man das freiwillig, ohne Gewalt durchsetzen?

Meine Antwort ist nein. Das ist aber kontra der heutigen politisch-korrekten Position. Es gibt sehr sichtbare und laute Leute unter uns, die auf die Prosperität verzichten wollen. Das zu machen würde das bisherige menschliche Verhalten revolutionär ändern. Das Wirtschaftswachstum zu stoppen, widerspricht den historischen Erfahrungen, denn die Menschen hatten in ihrer ganzen Geschichte die Motivation, nach vorne zu streben und ihre Lebensbedingungen und ihren Lebensstandard zu verbessern. Trotzdem wollen das gewisse Leute tun. Dazu müssen wir resolut nein sagen. Asketismus ist eine respektable persönliche Position, sollte aber nicht uns allen aufgezwungen werden.

Es gibt auch Leute, die die demographische Entwicklung der ganzen Menschheit regulieren wollen. Auch das wäre revolutionär. Etwas Ähnliches haben bisher nur die totalitären Regime versucht oder am mindestens davon geträumt. Auch dazu sollten wir sehr laut sagen, dass die Freiheit, Kinder zu haben, zu den wichtigsten Menschenrechten gehört und gehören muss.

Es gibt noch eine dritte, eine mehr oder weniger auf Idealismus basierte Gruppe, die nichts anderes als die radikale Änderung der Emissionsintensität erwartet oder direkt verlangt, was aber der bisherigen Erfahrung auch ganz und völlig widerspricht. Langfristig bewegt sich die Emissionsintensität zusammen mit der gesamten ökonomischen Effektivität, ist aber nicht revolutionär.

Nehmen wir die EU-Länder als ein Beispiel. Kann man in den Daten von diesen Ländern eine Revolution finden? Die CO2-Emissionen in den Jahren 1990-2005, das heißt in der Ära des Kyoto-Protokolls, zeigen eine Entwicklung, die – ohne Zweifel – mit dem Tempo des Wirtschaftswachstums eng verbunden ist. Man sieht das sehr gut, wenn man in der EU drei unterschiedliche Gruppierungen von Ländern unterscheidet:

1. An einer Seite haben wir die ökonomisch weniger entwickelten Länder der EU – Griechenland, Irland, Portugal und Spanien – deren Wirtschaft relativ schnell wuchs. Ihre CO2-Emissionen sind in diesen 15 Jahren um 53% gestiegen. Gestiegen, nicht gesunken. Wo blieb die radikale Verbesserung der Emissionsintensität?

2. Dann haben wir die postkommunistischen Länder der EU, die nach dem Fall des Kommunismus durch eine radikale Transformation gehen mussten, die ihre Schwerindustrie praktisch über Nacht verloren haben und die einen tiefen BSP-Rückgang erlebten. Sie zeigen eine ganz andere Entwicklung. Ihre CO2-Emissionen sind um 32% gesunken. Das war aber keine geplante oder freiwillige Revolution der Emissionsintensität, das war eine unerwünschte Folge der Eliminierung ganzer Industriezweige wegen des Systemwandels und wegen der schnellen Verschwindung der Nachfrage im Osten.

3. Dann haben wir die „normalen“, das heißt langsam wachsenden EU-Länder (man muss Deutschland ausschließen, denn ein wichtiger Teil dieses Landes – die ehemalige DDR – gehört zur zweiten Kategorie). Dort sind die CO2-Emissionen in dieser Periode um 4% gestiegen. (Als eine Nebenbemerkung, in Österreich sehen wir einen Emissionsanstieg von 29%. Das BSP ist in demselben Zeitraum auch um 29% gestiegen, d.h. keine Verbesserung der Emissionsintensität. )

Die Unterschiede zwischen diesen drei Ziffern – +53%, -32% und +4% – können nicht größer sein. Ist das ein Resultat von unterschiedlichen Positionen zum Klima-Alarmismus? Ist das das unterschiedliche absichtliche Verhalten der Menschen oder ihrer Politiker? Oder ist das etwas anderes? Diese Daten zeigen, dass der Zusammenhang von CO2 -Emissionen mit dem Wirtschaftswachstum klar ist. Für alle, die darüber nachdenken wollen. Das gilt kurzfristig und mittelfristig. Die Frage ist, wie ist es langfristig? Und wie lang ist langfristig? Lord Keynes schrieb „in the long run we are all dead.”

Die führenden EU-Politiker wollen nicht langfristig, aber in den nächsten 12 Jahren die CO2-Emissionen um 20% senken. Haben sie die letzten 15 Jahre studiert und analysiert? Wie wollen sie das Senken schaffen? Erwarten sie, dass die ganze EU einen ähnlichen Schock erleben wird, wie die mittel- und osteuropäischen Länder nach dem Kollaps des Kommunismus? Erwarten sie, dass die wirtschaftlich schwächeren europäischen Länder auf ihren „Nachholprozess“ verzichten werden? Sind sie bereit, die Senkung der Zahl der EU-Einwohner mit Gewalt zu organisieren? Oder, erwarten sie ein plötzliches Wunder in der Entwicklung der Emissionsintensität? Erwarten sie eine radikale wissenschaftliche und technologische Revolution? Ich weiß nicht.

Solche Vorschläge zu machen scheint mir eher als eine gefährliche Kombination von Unverantwortlichkeit, Zynismus, Wunschdenken, und Glauben an eine Form des Malthusianismus zu sein. Dazu kommt wahrscheinlich der Glaube an die Möglichkeit, die naturwissenschaftlichen, als auch sozialwissenschaftlichen Gesetze mit der Hilfe von einem radikalen politischen Projekt zu ändern. Das habe ich in meinem Leben schon einmal erlebt. Solche Ambitionen zu bremsen, ist für mich – zusammen mit Ortega y Gasset vor einem Jahrhundert – „el tema del nuestro tiempo“, die Aufgabe unserer Zeit.

Václav Klaus, Bemerkungen zu Alpbacher Gespräche in Wien, 25. März, 2008

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