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Bemerkungen zur Jungen Freiheit Sommerfestrede

Deutsche Seiten, 4. 6. 2016

Sehr geehrter Herr Stein, sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke Ihnen für die – für mich außerordentliche – Einladung. Noch nie habe ich im Ausland an einem solchen Fest (unter freiem Himmel) gesprochen. Gleich am Anfang möchte ich Ihnen zum 30. Geburtstag Ihrer Zeitung gratulieren. 30 Jahre ist für eine Zeitung schon ein würdiges Alter. Bis heute schreiten Sie – wie ich sehe – nur vorwärts und bergauf. Ich wünsche Ihnen gute und erfolgreiche Zukunft.

Ihre Zeitung habe ich mehrmals gesehen und manchmal auch gelesen. In der heutigen Zeit der herrschenden undemokratischen oder antidemokratischen politischen Korrektheit – d.h. in der Zeit der Lügen, der Heuchelei und der vom Staat organisierten Manipulation der Menschen – finde ich die Zeitung gut, wichtig und notwendig. Vielen Dank dafür!

Das Wort Freiheit im Titel der Zeitung trägt in sich eine klare Botschaft, die heute noch wichtiger ist, als in den letzten Jahrzehnten. In dieser Zeit konnte man über die Freiheit noch sprechen, besonders im westlichen Teil Europas. Zurzeit befinden wir uns im postfreien Europa und unsere Aufgabe ist es, diesen Zustand zu ändern. Ich nehme es als „die Aufgabe unserer Zeit“ (el tema de nuestro tiempo), wie es der weltbekannte spanische Denker Ortega y Gasset vor fast 100 Jahren formulierte.

Trotzdem habe ich eine Frage. Warum nur junge Freiheit und nicht zum Beispiel alte Freiheit? Ich bin davon überzeugt, dass das Wort Freiheit keine Adjektive braucht, denn die können das Hauptwort Freiheit nur vernebeln, bedingen und einschränken. Es ist wie mit dem Wort Markt. Die Marktwirtschaft ist gut, die soziale Marktwirtschaft ist problematisch. Die heutige europäische Wirtschaft ist mehr sozial als marktwirtschaftlich und deshalb weniger produktiv und effizient.

Zusammen mit Ihnen bin ich beunruhigt, enttäuscht, sogar verzweifelt, dass die Menschen in Europa, unsere Mitbürger, die Freiheit nicht genügend schätzen und dass sie die ersten, für mehrere von uns schon genügend deutlichen Zeichen der heutigen Unfreiheit nicht wahrnehmen.

Wir, die die vernichtende Absenz der Freiheit in der kommunistischen Ära erlebt, durchlebt und überlebt haben, sind in dieser Hinsicht empfindlicher als die Menschen in den Ländern, die solche (oder ähnliche) tragische Erfahrung nicht gemacht haben. Wir sind dadurch erschüttert, was wir jetzt in Europa beobachten. Die heutige Stufe der Freiheit ist viel niedriger, als wir im Moment des Falls des Kommunismus erwartet haben.

Jetzt gibt es ein Sommerfest, man sollte sich nicht um tiefe Weisheiten bemühen. Gestern haben wir hier in Berlin mein neues Buch über Migration, genauer gesagt die deutsche Ausgabe der ursprünglich tschechischen Publikation, präsentiert. Dieses kleine Buch steht hier irgendwo zur Verfügung. Zur Verfügung in einer wirklichen Marktwirtschaft bedeutet, dass es zum Kaufen ist. Wie ist es in der deutschen sozialen Marktwirtschaft, weiß ich nicht.

Das Buch befasst sich mit zwei Hauptthemen:

1. Wir bemühen uns, die Irrationalität des Benehmens der europäischen Eliten, d.h. der europäischen Spitzenpolitiker, der EU Nomenklatura und ihren Verbündeten in den Medien und in der akademischen und kulturellen Sphäre zu enthüllen. Diese Menschen, nicht die Migranten, haben die heutige Migrationskrise verursacht. Sie sind verantwortlich. Sie haben die Migranten entweder explizit oder implizit eingeladen.

2. Wir bemühen uns auch, die Folgen des massiven Stromes von Hunderttausenden oder sogar Millionen Menschen einer fremden Kultur, Sprache und Zivilisationsgewohnheiten für die Kohärenz, Stabilität und Funktionieren der europäischen Gesellschaft, für das Erhalten unseres über Jahrhunderte hinweg gebildeten Sozialkapitals, für das Erhalten unserer bisherigen Lebensqualität und für das Erhalten unseres – heute noch positiven – Lebensgefühls zu analysieren.

Mit diesen Problemen will ich Sie hier heute nicht abhalten. Ich empfehle Ihnen lieber, das Buch zu lesen.

Ich wünsche Ihnen ein lustiges, globalerwärmtes Sommerfest. :-) Der Zeitung wünsche ich ein Digit, eine Null, mehr Leser.

Václav Klaus, Junge Freiheit Sommerfest, Palais am Funkturm, Berlin, 4. Juni, 2016.

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