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Interview des Präsidenten für die Kronen Zeitung

Deutsche Seiten, 10. 11. 2012

Herr Präsident, zwischen den Menschen in beiden Republiken und auch auf wirtschaftler Ebene haben sich enge Beziehungen entwickelt. Man hat aber den Eindruck, dass auf der Ebene der hohen Politik noch mehr Potenzial der Zusammenarbeit vorhanden wäre.

Ein solches Potenzial existiert gewiss, aber es auszunutzen ist schwierig. Normale Leute freuen sich über Kleinigkeiten und müssen nicht ständig anderen gegenüber gewinnen. Die Politiker wollen aber gewinnen und haben deshalb das Gefühl, dass bei den Wählern für ihre entgegenkommenden Worte keine Nachfrage besteht.

Mag Österreichs Opposition gegen das AKW Temelín und andere Atomkraftpläne eine der Ursachen sein?

Die österreichische scharfe Opposition gegen die Kernenergie verstehe ich nicht. Ich denke aber, dass das weit mehr ein politisches Spiel der Politiker (und fundamentalistischen Antiatom-Aktivisten) ist, als die authentische Meinung der österreichischen Öffentlichkeit. Normale Leute sind im Prinzip rationell und sind fähig,  auf Argumente zu hören.

Sie gelten als großer EU-Skeptiker. Auch in der österreichischen Bevölkerung ist Skepsis gegen den politischen Kurs der EU weit verbreitet. Fühlen Sie sich heute bestätigt? Können Sie sich die Tschechische Republik außerhalb der EU vorstellen?

Ich bin kein Euroskeptiker. Schon zwei Jahrzehnte verfolge ich jedoch aufmerksam die Entwicklung der Europäischen Union und in der Europäischen Union und habe zahlreiche sachliche Argumente gesammelt, die zeigen, dass das heutige Modell der europäischen Integration ein Irrtum ist. Darüber habe ich sogar ein Buch geschrieben, dem sein deutscher Verleger den Titel „Europa braucht Freiheit: Plädoyer eines Mitteleuropäers“ gab. Vor einigen Wochen ist es im Verlag LIT Verlag  erschienen (in Österreich kann man es mit Hilfe der Medienlogistik Pichler-ÖBZ erwerben). Dass ich mit meiner Kritik in vielem Recht hatte freut mich keineswegs. Mir wäre es lieber, ich hätte mich geirrt.

Beide Republiken werden von schwerer Korruption erschüttert. Was halten Sie als Ursache dieses Phänomens?

Die Ursache für die Korruption in unseren beiden Ländern ist ihre übermäßige Gelegenheit. In beiden Ländern, und in der bürokratischen Europäischen Union, spielt sich eine riesige Menge an Entscheidungen des Staates (und aller seiner niedrigeren Organe) ab, die ein ideales Pilzlager für die Korruption sind. Im Privatsektor kommt es nicht zur Korruption.

Sie haben in der EU einen „Schutzwall“ gegen allfällige Rechtsansprüche von Ausgesiedelten/ Vertriebenen beziehungsweise deren Nachkommen durchgesetzt. Es gibt zu  der Problematik von 1945/1946 zwei Standpunkte. Der eine lautet: „Man soll die Geschichte ruhen lassen“. Der andere lautet: „Geschichte muss man aufarbeiten und bewältigen“, wie des Österreich seit einigen Jahren mit seiner Geschichte des 20. Jahrhunderts macht. Ich habe den Eindruck, dass die neue Generation der Tschechischen Republik dem zweiten Standpunkt zuneigt.

Es tut mir leid, eine seriöse Antwort würde einen selbstständigen Artikel erfordern, aber ich muss protestieren, wenn Sie sagen „Geschichte muss man bewältigen“. Das offizielle Wörterbuch übersetzt das Wort „bewältigen“ in die tschechische Sprache als „beherrschen, unterdrücken, überwältigen, widerstehen“, eventuell „überwinden“. Ich würde sagen, dass wir die Vergangenheit vor allem annehmen müssen. Und wir dürfen mit ihr schon gar nicht spielen. Was vor mehr als sechs Jahrzehnten passiert ist, lässt sich nicht ändern und es wäre sehr schlecht, damit gegenwärtige politische Spiele spielen zu wollen.

Welche Botschaft richten Sie heute an die Europäische Union?

Es ist nicht möglich, der übernationalen Organisation „Europäische Union“ eine „Botschaft“ zu schicken, denn die Organisation (bzw. Institution) hat keine Augen und Ohren. Man kann eine „Botschaft“ an die EU-Politiker richten, aber die haben kein Interesse für eine „Botschaft“. Soeben kam ich von Laos, von einem zweitägigen Summit EU-Asien zurück, wo alle europäischen Spitzenpolitiker anwesend waren. Mir scheint, sie hören nicht zu und nehmen die Realität nicht wahr. Keine – von wem auch immer geschriebene oder ausgesprochene - „Botschaft“  kann so stark und wirksam sein wie das, was uns allen, die wir in Europa leben, die Realität mitteilt. Die Politiker wollen diese Realität nicht sehen.

Sehr geehrter Herr Präsident, bei Ausübung Ihrer Funktion besuchten Sie im Rahmen Ihres Urlaubs am häufigsten gerade Österreich. Welcher Teil Österreichs ist Ihnen am meisten ans Herz gewachsen und wohin werden Sie auch in der Zukunft zurückkehren?

Von Kindheit an liebe ich Berge, im Winter und im Sommer. Während der Ära des Kommunismus durchwanderte und durchlief ich auf Skiern alle tschechischen und slowakischen Berge und träumte immer davon, dass ich – wenn die Freiheit eintritt – in die Alpen fahren werde. Das ist mir gelungen. Und wenn ich Berge sage, meine ich damit die gebirgigsten und die sind für mich in Tirol. Ihre Seen sind so schön, aber mich zieht es mehr in die Hügel. Ich gestehe, dass ich jetzt leider – auf meine späten Tage  – immer häufiger die Seilbahnen benutze.

Kronen Zeitung, 10. November 2012

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